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Italien: Das Ende der „ehrenwerten Gesellschaft“

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Italien: Das Ende der „ehrenwerten Gesellschaft“ Empty Italien: Das Ende der „ehrenwerten Gesellschaft“

Beitrag von Neo 03.10.08 21:36

Nur mit nacktem Realismus ist der Mafia in Italien beizukommen. Bisher haben sich Angst und Komplizenschaft in Kalabrien und Kampanien noch immer als stärker erwiesen als die in Marsch gesetzte Armee.

ROM. Der Staatsanwalt spricht von Terrorismus, der Innenminister von einem Krieg gegen den Staat, die Regierung setzt Fallschirmjäger in Marsch. Italien rückt zum Generalangriff gegen die Camorra aus – gegen jene jedenfalls, die unter dem Buch- und Filmtitel „Gomorrha“ international derzeit viel Aufsehen erregt.

Den Film hat Italien jetzt sogar für den Oscar vorgeschlagen – und damit eine Kehrtwende in der cineastischen Mafiabetrachtung verlangt: Da ist nichts mehr von „Paten“-Romantik, keine Heuchelei von einer „ehrenwerten Gesellschaft“, da fehlt jeder Hollywood-Kitsch. Da ist nur noch nackter, brutaler Realismus.

Das war bitter nötig. Anders kommt man der Mafia nicht bei. Und Roberto Saviano, der mit seinem furiosen Buch diesen Aufholprozess in Gang gesetzt hat, hat sein Ziel erreicht – auch wenn er nun jeden Tag um sein Leben bangen muss. Saviano sagt, je mehr öffentliche Aufmerksamkeit auf die Mafia fällt, umso schwerer hat sie es, ihren Verbrechen nachzugehen.

Leider führt von „Gomorrha“ kein direkter Weg zur Entsendung der Soldaten. Italien weiß zwar mittlerweile, was die „Casalesi“ sind – der unternehmerisch hoch potente, mörderische, alles beherrschende Clan im Küstenland nördlich von Neapel. Vor Ort aber ist alles so geblieben wie bisher.



Viel Raum für die Mafia
Erst als vor ein paar Tagen ein Killerkommando der Casalesi sechs unschuldige Afrikaner niedermähte, erst da reagierte einer, den man in jener Gegend schon lange nicht mehr gesehen hat: der Staat.

Das ist typisch. Als die sizilianische Cosa Nostra im Sommer 1992 die Richter Giovanni Falcone und Paolo Borsellino in die Luft jagte, schickte die Regierung das Heer nach Palermo. Als die kalabrische 'Ndrangheta im August 2007 sechs Menschen in Duisburg ermordete, gingen etliche Verhaftungswellen über sie hinweg.

Sobald die Mafia Massaker begehe, sagt man in Italien, überschreite sie eine Grenze. Aber die Formulierung ist tückisch. Sie besagt, dass es innerhalb dieser Grenzen einen Raum gibt, in dem die Mafia in Ruhe das tun kann, was sie will. Das ist das Problem Italiens – und das verstehen Mafiosi zu nutzen.

Seit der Fahndungsdruck auf die Cosa Nostra gestiegen ist, hat sie Abschied genommen von spektakulären Gewalttaten und sich auf unternehmerische Geschäfte der Schattenwirtschaft verlegt. Die 'Ndrangheta hat einen Burgfrieden geschlossen, um ihr europäisches Kokainmonopol pflegen zu können und – zur Geldwäsche – ganze Stadtviertel zu erwerben, in Mailand etwa.

Auch die Casalesi werden aufhören zu morden, um dann, sobald die Soldaten nach Silvester wieder abgezogen sind, die Gemeinden, die Bauwirtschaft, die Geschäfte wieder „friedlich“ zu terrorisieren: mit Erpressung, Schutzgeldzwang, Körperverletzung, Sabotage, Warnschüssen.

All das gehört zum „normalen Geschäftsbetrieb“ einer italienischen Mafia. Es bleibt – wie die Ausschaltung interner Rivalen in Sizilien, das allnächtliche Anzünden von Autos in Kalabrien, die Gewehrsalven auf Läden in Kampanien – unter der nationalen Wahrnehmungsschwelle.

Roberto Saviano wollte seine kampanischen Landsleute bei ihrem Stolz packen. Sie sollten in einer „Revolte der Ehrlichen“ das Joch der Casalesi abschütteln, die versteckten Bosse ausliefern. Aber als die Polizei Zeugen suchte nach dem Mord an den Afrikanern, fand sie wieder einmal niemanden. Keiner wollte etwas gesehen haben. Die traditionelle „omertà“, dieses schwarze Schweigen, lässt sich offenbar noch immer von keiner Brutalität aufbrechen.



Das schwarze Schweigen
Hinter der „omertà“ steckt Angst, ebenso wie Komplizenschaft – und Hoffnungslosigkeit. In manchen Vierteln von Neapel kann die Polizei keine Drogenhändler jagen. Sie wird von den Anwohnern vertrieben, weil der Drogenhandel allen ein Auskommen sichert.

Auflehnung gegen die Mafia gibt es nur in Sizilien. Die Polizei hat die alten Bosse verhaftet und neue nicht aufkommen lassen. Nun wagen es immer mehr Geschäftsleute, in Palermo zumindest, das Schutzgeld zu verweigern und die Eintreiber anzuzeigen. Der regionale Industriellenverband schließt jetzt Firmen aus, die Schutzgeld zahlen oder sich auf andere Weise mit der Cosa Nostra einlassen.

Verbandschef Ivanhoe Lo Bello hat das Richtige getan: Die öffentliche Aufmerksamkeit auf ein brennendes Thema gelenkt, eine Bewegung entfacht und – noch wichtiger – am Leben erhalten.


AUF EINEN BLICK
Neapels berüchtigte Camorra ist wieder groß in den Schlagzeilen: wegen „Gomorrha“, der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Roberto Saviano, einem knochenharten Porträt des Verbrechersyndikats. Die Realität hat den Film dann eingeholt, als am 18. September ein Killerkommando des Casalesi-Clans sechs unschuldige Afrikaner ermordete. Die Regierung in Rom beschloss daraufhin die Entsendung von 900 Soldaten, die die örtliche Polizei unterstützen sollen.


("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2008)
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Italien: Das Ende der „ehrenwerten Gesellschaft“ Empty Mafia ist solideste Bank.

Beitrag von bushi 11.01.12 19:32

Italien. - Die Mafia verfügt über eine Liquidität von 65 Milliarden Euro und sei damit Italiens "solideste Bank".
So viel Geld habe kein anderes Institut in Italien. (Die Presse, S.28)
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