Die AUA wird zum Schnäppchen
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Die AUA wird zum Schnäppchen
Die gesamte AUA ist an der Börse gerade noch so viel wert wie zwei Jumbo-Jets. Auch Vizekanzler Molterer glaubt nicht mehr, dass die AUA allein überleben kann. Heuer drohen bis zu 90 Millionen Euro Abgang, 2009 könnten es 150 Millionen werden.
Wien. Knapp 325 Millionen Euro ist die AUA noch an der Börse wert – nicht mehr als zwei Jumbojets. Nachdem AUA-Boss Alfred Ötsch – auf Druck seines Aufsichtsrats – die ursprüngliche Prognose eines positiven Jahresergebnisses 2008 durch die Ankündigung eines Verlustes von 70 bis 90 Mio. Euro ersetzt hat, sackte der Aktienkurs der AUA, der seit Jahresbeginn fast die Hälfte seines Werts eingebüßt hat, um weitere drei Prozent ab. Die AUA wird damit für jene potenziellen strategischen Partner, die nun gesucht werden, ein Schnäppchen.
Der Startschuss für die strategische Neuausrichtung der Fluglinie fiel am Montagabend: Der AUA-Aufsichtsrat unter Vorsitz von ÖIAG-Vorstand Peter Michaelis beauftragte den Unternehmensberater Boston Consulting, künftige Szenarien – vom Alleingang bis zum Verkauf – auszuloten.
Dabei hat sich zumindest der kleinere Regierungspartner von jeglicher Illusion verabschiedet. Vizekanzler und Finanzminister Wilhelm Molterer (ÖVP) schloss am Dienstag eine Privatisierung der Fluglinie nicht mehr aus, wobei sich der Staat auf bis zu 25 Prozent zurückziehen könnte. „Angesichts der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage, des Wettbewerbs und des hohen Ölpreises halte ich eine Stand-alone-Lösung für unwahrscheinlich und eine strategische Partnerschaft für am wahrscheinlichsten“, sagte Molterer. Es seien noch alle Optionen offen, im Falle eines Partners gehe es aber um einen strategischen Investor und nicht mehr um einen Finanzinvestor, so Molterer.
Die Privatisierung geht aber nur mit Zustimmung der Sozialdemokraten. Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) machte sich bisher für eine österreichische Mehrheit bei der AUA stark. Finanzstaatssekretär Christoph Matznetter (SPÖ) plädierte am Dienstag gegen einen „Sommerschlussverkauf“. Die SPÖ würde die Reduktion des Staatsanteils nicht grundsätzlich ausschließen, es müsse aber eine „vernünftige Lösung“ mit einer Wachstumsperspektive für die Airline gefunden werden. Angesichts des niedrigen Börsenkurses wäre ein Totalverkauf nicht intelligent, meinte Matznetter.
Molterer kennt diese Position des Regierungspartners: Er könne sich zwar eine Totalprivatisierung vorstellen, aber „dass wir unter 25 Prozent gehen, ist in dieser Regierungskonstellation unwahrscheinlich“, sagte er. Der Staat hält über die ÖIAG 42,7 Prozent an der AUA. Im Syndikat mit Banken und Versicherungen garantiert die Staatsholding die für internationale Flugrechte wichtige nationale Mehrheit.
Angesichts der drohenden Verluste, die durch einen weiter steigenden Ölpreis noch höher ausfallen könnten, drängt allerdings die Zeit. Am 24. Juli wird die AUA ihr Halbjahresergebnis präsentieren, am Tag danach soll Boston Consulting dem Aufsichtsrat erste Zwischenergebnisse der Analyse vorlegen. Um auch Varianten für den möglichen Teilverkauf durchzuspielen, will die ÖIAG dem Vernehmen nach auch eine internationale Investmentbank beiziehen.
Die Gewinnwarnung kommt für Luftfahrtexperten nicht überraschend. Etliche andere Fluglinien (von British Airways über Air France/KLM und Iberia bis zur Ryanair) haben ihre Ertragsprognosen bereits gesenkt. Axel Boss von Arthur D. Little erscheinen die 90 Mio. Euro sogar tief gegriffen. „Da scheint mir noch eine gehörige Portion Optimismus mitzuschwingen“, sagte er zur „Presse“.
Prognosen zu optimistisch?
Bernd Mauer, Analyst der Raiffeisen Centrobank (RCB), hält die 90 Mio. Euro Verlust für realistisch – aber nur, wenn der Ölpreis bei den von der AUA angenommenen 130 Dollar je Fass bleibt und es keinen gröberen Nachfragerückgang gibt. Erste-Bank-Analystin Martina Valenta ist jedoch überrascht. Sie verweist auf die jüngste Analysten-Umfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg: Dort ist noch von 15 Mio. Euro Verlust die Rede.
Mit dem exorbitant hohen Ölpreis sind auch die Hoffnungen, dass die AUA spätestens 2009 nachhaltig Gewinne schreibt, dahin. Beobachter schließen nächstes Jahr bei weiter steigenden Ölpreisen einen Verlust von 150 Mio. Euro nicht aus.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.06.2008)
Wien. Knapp 325 Millionen Euro ist die AUA noch an der Börse wert – nicht mehr als zwei Jumbojets. Nachdem AUA-Boss Alfred Ötsch – auf Druck seines Aufsichtsrats – die ursprüngliche Prognose eines positiven Jahresergebnisses 2008 durch die Ankündigung eines Verlustes von 70 bis 90 Mio. Euro ersetzt hat, sackte der Aktienkurs der AUA, der seit Jahresbeginn fast die Hälfte seines Werts eingebüßt hat, um weitere drei Prozent ab. Die AUA wird damit für jene potenziellen strategischen Partner, die nun gesucht werden, ein Schnäppchen.
Der Startschuss für die strategische Neuausrichtung der Fluglinie fiel am Montagabend: Der AUA-Aufsichtsrat unter Vorsitz von ÖIAG-Vorstand Peter Michaelis beauftragte den Unternehmensberater Boston Consulting, künftige Szenarien – vom Alleingang bis zum Verkauf – auszuloten.
Dabei hat sich zumindest der kleinere Regierungspartner von jeglicher Illusion verabschiedet. Vizekanzler und Finanzminister Wilhelm Molterer (ÖVP) schloss am Dienstag eine Privatisierung der Fluglinie nicht mehr aus, wobei sich der Staat auf bis zu 25 Prozent zurückziehen könnte. „Angesichts der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage, des Wettbewerbs und des hohen Ölpreises halte ich eine Stand-alone-Lösung für unwahrscheinlich und eine strategische Partnerschaft für am wahrscheinlichsten“, sagte Molterer. Es seien noch alle Optionen offen, im Falle eines Partners gehe es aber um einen strategischen Investor und nicht mehr um einen Finanzinvestor, so Molterer.
Die Privatisierung geht aber nur mit Zustimmung der Sozialdemokraten. Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) machte sich bisher für eine österreichische Mehrheit bei der AUA stark. Finanzstaatssekretär Christoph Matznetter (SPÖ) plädierte am Dienstag gegen einen „Sommerschlussverkauf“. Die SPÖ würde die Reduktion des Staatsanteils nicht grundsätzlich ausschließen, es müsse aber eine „vernünftige Lösung“ mit einer Wachstumsperspektive für die Airline gefunden werden. Angesichts des niedrigen Börsenkurses wäre ein Totalverkauf nicht intelligent, meinte Matznetter.
Molterer kennt diese Position des Regierungspartners: Er könne sich zwar eine Totalprivatisierung vorstellen, aber „dass wir unter 25 Prozent gehen, ist in dieser Regierungskonstellation unwahrscheinlich“, sagte er. Der Staat hält über die ÖIAG 42,7 Prozent an der AUA. Im Syndikat mit Banken und Versicherungen garantiert die Staatsholding die für internationale Flugrechte wichtige nationale Mehrheit.
Angesichts der drohenden Verluste, die durch einen weiter steigenden Ölpreis noch höher ausfallen könnten, drängt allerdings die Zeit. Am 24. Juli wird die AUA ihr Halbjahresergebnis präsentieren, am Tag danach soll Boston Consulting dem Aufsichtsrat erste Zwischenergebnisse der Analyse vorlegen. Um auch Varianten für den möglichen Teilverkauf durchzuspielen, will die ÖIAG dem Vernehmen nach auch eine internationale Investmentbank beiziehen.
Die Gewinnwarnung kommt für Luftfahrtexperten nicht überraschend. Etliche andere Fluglinien (von British Airways über Air France/KLM und Iberia bis zur Ryanair) haben ihre Ertragsprognosen bereits gesenkt. Axel Boss von Arthur D. Little erscheinen die 90 Mio. Euro sogar tief gegriffen. „Da scheint mir noch eine gehörige Portion Optimismus mitzuschwingen“, sagte er zur „Presse“.
Prognosen zu optimistisch?
Bernd Mauer, Analyst der Raiffeisen Centrobank (RCB), hält die 90 Mio. Euro Verlust für realistisch – aber nur, wenn der Ölpreis bei den von der AUA angenommenen 130 Dollar je Fass bleibt und es keinen gröberen Nachfragerückgang gibt. Erste-Bank-Analystin Martina Valenta ist jedoch überrascht. Sie verweist auf die jüngste Analysten-Umfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg: Dort ist noch von 15 Mio. Euro Verlust die Rede.
Mit dem exorbitant hohen Ölpreis sind auch die Hoffnungen, dass die AUA spätestens 2009 nachhaltig Gewinne schreibt, dahin. Beobachter schließen nächstes Jahr bei weiter steigenden Ölpreisen einen Verlust von 150 Mio. Euro nicht aus.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.06.2008)
Re: Die AUA wird zum Schnäppchen
um den vorstand mache ich mir keine sorgen
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