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Erinnerung an die Kindheit

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Erinnerung an die Kindheit Empty Erinnerung an die Kindheit

Beitrag von fidelio777 06.05.11 11:34

Ich schildere hier einiges aus meiner Kindheit, wie ich sie erlebt habe. Irgendwann in den 50er Jahren lernte meine Mutter meinen Vater kennen. Im Jahre 1959 wurde sie schwanger und musste Heiraten. Da sie die Volljährigkeit noch nicht erreicht hatte, mussten ihre Eltern das Einverständnis geben zur Heirat. Dies als Einleitung zu der Geschichte die nun folgt.

Einige Monate nach dieser Heirat durfte ich das Licht der Welt erblicken. In dieser Zeit, also unmittelbar nach der Geburt, wohnten wir in einem Vorort von der Stadt Bern ganz in der Nähe von den Eltern der Mutter, während meinen ersten 41/2 Lebensjahren. An diese Zeit habe ich fast keine Erinnerung mehr. Ich kann mich aber noch daran erinnern wie ich mal das Gefühl hatte, meinem Vater die Rasierklinge zu nehmen und mich zu Rasieren. Resultat war: ein zerschnittes Kinn das stark blutete. Es folgte eine verbale Attacke von der Mutter. Ein anderes mal sollte mein Vater auf mich aufpassen, weil die Mutter mit ihren Kolleginnen abwesend oder fortgeganen war. Da hatte ich gedacht, dass ich mit dem dreirad Velo draussen herumkurven könnte. Vater gefragt und die erlaubnis erhalten. Du gehst aber nicht fort, du bleibst in der Nähe, ich muss dann arbeiten gehen. Also nach draussen Velo genommen und ab. Nun bin ich halt doch abgehauen mit dem Velo und schinbar eine lange Zeit. Kann mich erinnern das ich das Velo irgendwo an einem Strassenrand abgestelt hatte und dort einen Grasabhang hinunter gegangen bin Richtung Fluss. Laut Erzählungen von seiten der Mutter, hätten sie bei der Rückkehr das Velo gesichtet und kurz danach auch mich. Also Velo eingeladen in das Auto und ab nach Hause. Am Abend als Vater nach Hause kam gab es eine Strafe. Keine Ahnung wie die Ausgefallen ist, aber wahrscheinlich Prügel. Verbringen durfte ich die Tage in der Kinderkrippe, da beide Eltern arbeiten mussten.

Als ich dann ca. 41/2-jährig war mussten wir Umziehen in eine andere Wohnung direkt mitten in der Stadt Bern, so ca. zwei Minuten vom Bärengraben entfernt (Touristenpunkt der Stadt). Die Wohnung befand sich in einem ehemaligen Historischengebäude im 4. Stock, das mal dem Zoll diente so ca. um 1600. Im Jahre 1880 wurde es eben umgebaut zu einem Wohnhaus und dienten dann ab den 60er Jahren als Sozialwohnungen. Kein Warmwasser, kein Badezimmer und das WC befand sich im Stiegenhaus. Geheizt werden musste mit einem Ölofen. Duschen konnte man also nicht. Körperwäsche fand in der Küche statt. Dazu musste man in einer grösseren Pfanne Wasser aufkochen, dann stand man in einem Becken vor dem Abwaschbecken und hat sich mit Seife und Waschlappen von zuoberst bis zuunterst gewaschen.

Auch da wurde ich in die Kinderkrippe verfrachtet. Dann kam der Kindergarten an den ich nur die Erinnerung hatte, wo er war und wie er aussah. Und in der Zwischenzeit bekam ich einen Bruder. Zwischen den Eltern gab es relativ viel Streit. Der Vater war mehr oder weniger fast nie zu Hause, Mutter war mehr oder auch nie zu Hause sondern am Arbeiten.

Ja dann kam die Schule, d.h. die 1. Klasse, da waren wir ca. 28 Schüler. Die Lehrerin war sehr nett und lieb. In dieser Schule wurde ich von den Mitschülerinnen und Mitschülern regelmässig verhauen, so wie zu Hause auch des öfteren. So zum Beispiel, als wir, mein Bruder und ich, draussen am Spielen waren dabei haben wir uns vergessen und als wir mal mussten haben wir ein klein ein wenig in die Hosen gemacht. Als wir nach Hause gekommen sind, mussten wir in die Wohnstube gehen. Vater hat dies gesehen und unsbefohlen die Hosen runter zu lassen und seinen Ledergürtel abgezogen und uns damit auf den Nacktenhintern geschlagen. Einmal hatte ich das Gefühl ichmüsste ein Kunststück vollführen und das auf der Terrasse. Die war zuoberst auf dem Haus so ca. in 25 Metern höhe. Dort oben konnten wir Spielen und einfach sein. Ja, da stellte ich mein Dreiradvelo an das Geläner und bin drübergestiegen auf die Aussenseite der Terrasse und habe mich am Geländer gehalten und bin hin und her gegangen. dies hatte zur folge, dass ein Autofahrer dies bemerkt hatte, angehalten ist und im Haus bei jeder Hausglocke geläutet hat, bis jemand geöffnet hatte. Da kam mein Vater mich herunterholen, Mutter war nicht anwesend, und holte mich herunter. In meinem Zimmer angelangt wurde mal gefragt wie ich das gemacht habe, nach der Erklärung gab es dann noch Prügel. Danach musste ich auf den Esterrich gehen und wurde den Tag eingesperrt und erst wieder rausgelassen als Mutter nach Hause kam.

Aber auch Mutter stand im Prügel geben dem Vater in nichts nach. Einmal als ich zu Spät nach Hause kam, hat sie hinter der Türe abgepasst und als ich dann reinkam, bekam ich mit einem Plastikteppichklopfer auf den nackten Hintern bis dieser Kapputt war. Nach der 1. Klasse musste ich in eine Kleinklasse gehen, die nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen war (Fahrt ca. 20 Minuten, alter 8-jährig). Selbständig in die Schule gehen und wieder nach Hause gehen. Auch dort wurde munter auf mich eingeschlagen. Zu Hause etwas erzählen war schlicht nicht möglich, da alles was gesagt wurde, als Lügenmärchen abgetann wurde.

Ich wurde von irgendwelchen Ärzten und Behördenheinis untersucht ob ich den überhaupt ein nomrales Kind sei. Was diese wahrscheinlich alle verneinten. In der Zwischenzeit wurde meine Schwester geboren und der Vater ist ca. drei Jahre nach der Geburt der Schwester abgehauen. Das letzte was wir erhalten haben, war eine Postkarte vom Flughafen Zürich-Kloten.

Während den Schulferien im Sommer durfte oder musste ich jeweils, in ein Ferienlager gehen für drei Wochen. Zum Teil war diese Zeit schön und zum teil nicht. Ja, dann war die 3. Klasse in der Kleinklasse, Schüler blieben die Lehrerin wechselte. Sie hat mich als Feind ausgesucht. Alles was geschah oder getan wurde, dann war der Sündenbock schnell gefunden. Es ist vorgekommen, dass ich mein Schulpult vor lauter Wut und Verzweiflung, abgeräumt habe. Alles was sich auf oder im Pult befand wurde an den Boden geschmissen, dies hatte eine Strafe zur Folge. So habe ich begonnen laut zu Brüllen. In dieser Klasse hatte ich eine Freundin die zu mir gestanden ist. Am Mittag musste sie jeweils in die Tagesstätte gehen um das Mittagessen einzunehmen. Oft sind wir zusammen diesen Weg gegangen zu der Tagesstätte. Für mich war dieser Weg kürzer und das hat die Lehrerin gewusst und trotzdem hat sie allen, ausgenommen die Freundin, verboten den zu gehen. Da haben uns drei Klassenkollegen abgepasst und uns dann verfolgt. Einer von diesen, der war behindert, hat mir dann ein Bein gestellt. Ich viel flach auf den Bauch und dabei ist die Brille kaputt gegangen. Als ich aufstand habe ich geblutet oberhalb dem Auge neben der Schläfe. Am nächsten Tag wusste die Lehrerin bereits was vorgefallen war und ihr einziger Kommentar war, du bist selber Schuld und das geschieht dir Recht. Während es zu Hause nun mehr oder weniger so lief wie vorher, kam noch ein weiteres Problem dazu. Mutter hatte begonnen mit Trinken. Während all den Jahren waren die Grosseltern die auf uns aufpassten, vorallem ich war derjenige der oft zu ihnen durfte. Und die Grossmutter hatte es eben auch nicht gerade leicht mit Grossvater.

Die 3. Klasse musste ich wiederholen und wurde in ein Kinderheim eingewiesen, welches sich im Berner Oberland befand. Dort durfte ich dann die dritte Klasse wiederholen. Danach wurde ich in die Hilfsschule eingewiesen für die 4. Klasse. In den Sommerferien durfte ich für 6 Wochen wieder in das Heim zurückkehren. Da die Mutter mich nicht wollte zu Hause. Dort in diesem Heim hatte ich es wirklich gut und schön. Nach diesen 6 Wochen konnte ichn noch nicht nach Hause gehen, da Mutter sich das Leben nehmen wollte. Da die Schule aber rufte wurde ich in ein anderes Heim gesteckt. Dort war ich dann für weitere 3 Wochen bevor wir nach Hause durften (mein Bruder war bereits dort, die Schwester war bei während dieser Zeit bei der Grossmutter). Die Schule ging weiter und die Behörden haben dann doch bemerkt, dass ich nicht so dumm war wie es gerne haben wollten. Aber die Prügel gingen auch in dieser Hifsschule munter weiter. So gegen den Herbst wurden wir zu Hause von Mutter gefragt wer von uns beiden (Bruder oder ich) wieder in das Jugendheim gehen möchte. Ich habe sofort ja gesagt. Denn ich hatte mich dort auch wohl gefühlt. Wir konnten selbständig in Schule gehen und wieder zurück und es war ja immer jemand da der zu einem aufgepasst hatte.

Auf das neue Schuljahr, diese haben immer im Frühjahr begonnen damals, wurde uns ein Knabenheim vorgestellt, welches ausserhalb von der Stadt Bern war. Es lag oben auf einem Hügel mit schöner Aussicht. Hatte einen Bauernhof angegliedert. Bei der Vorstellung dabei waren die Mutter, eine Fürsorgerin und der Beistand. Als der Rundgang und die Fühurung durch das Heim gemacht war, wurden wir, mein Burder und ich, gefragt ob es uns hier gefallen würde. Wir konnten nichts anderes Sagen als Ja. Also mussten wir auf das Frühjahr in dieses Heim gehen. Wobei unsere Mutter immer wieder betonte, dass es nicht von ihr aus komme, dass wir dorthin müssten, das war die Vormundschaftsbehörde. Was dann folgten waren 4 Jahre strengste Erziehung mit Psychoterror und Prügel und körperlichem Missbrauch. In diesem Heim waren damals 38 Knaben im Alter von 7 bis 16 Jahren, angeblich alles schwersterziehbare Jungen.

Wir durften alle 4 Wochen nach Hause gehen. Vom Samstagmittag bis Sonntagabend. Um 17h00' mussten wir wieder drinnen sein. Von den 6 Wochen Urlaub die wir im Sommer jeweils hatten durften wir 3 Wochen nach Hause gehen. Die Kanben die keine Eltern hatten mussten oben bleiben. Jeden 2. Sonntag mussten wir in die Kirche gehen. Nach dem Mittagessen am Sonntag gabe es Spaziergänge bis zu 4 Stunden dauer. Im Herbst während den Schulferien mussten wir in ein Ferienlager gehen mit dem ganzen Heim für 1 Woche, den Rest der 3 Wochen war helfen angesagt auf dem Bauernhof.

Tagesablauf war in diesem Heim so: Aufstehen um 07H00' Betten auslüften, sich anziehen. Dann zum Esssaal gehen, Frühstück einnehmen. Dann Zimmeraufräumen, Schule, war direkt in diesem Heim, Mittagessen. 1Stunde Pause. Schule. Nachmittag helfen auf dem Bauernhof. Abendessen. um 20H00' ins Bett gehen. Es wurden sogenannte Ämter verteilt, wie Abwaschen, Abtrocknen, Speisesaal reinigen, Milch in die Käserei bringen morgens und abends. Im Sommer helfen Heuen, Kartoffelnernten, Garben aufstellen, Dreschen, Strohballen auf die Bühne geben und dort auftischen, Misten, Rüben ausmachen im Herbst. Wohlgemerkt die Heuernte erfolgte noch von Hand.

Also am Morgen bei eintritt in den Speisesaal mussten wir an unseren Platz gehen. Der Heimleiter betätigte danach eine Glocke, Tischgebet, dann Essen. Nach dem Aufräumen der Zimmer in die Schule. Wenn man zu Spät in den Speisesaal kam, mussten man an der Wand stehen bleiben bis der Heimleiter mit dem Kopf nickte. Das konnte dauern, je nach beliebtheitsgrad. Dann in die Schule und warten bis der Lehrer eingetreten ist. Aufstehen, stehen bleiben, er spielte ein klassisches Musikstück, danach beten. Erst dann hat der Schulunterricht begonnen. Jetzt gab es 2 Möglichkeiten: entweder der Lehrer hat dich gemocht oder eben nicht. Ansonsten hat man versucht, dass er einem mochte. Den Schüler den er nicht mochte, wurde von ihm schikaniert, egal wie. Du konntest dir noch so fest mühe geben, es half nichts. Also sah er zu, dass er immer einen Grund fand damit er bestrafen konnte. Wenn er den kleinsten Fehler gefunden hat, so wurde geschlagen oder ist mit der Hand in die Haare gefahren und hat an einem herumgezogen. Es ist auch vorgekommen, dass er Haselruten holte und mit diesen auf einem eingeschlagen hatte. Der Heimleiter war nicht viel besser, auch der bestrafte einem mit Kopfnüssen oder eben auch mit an den Haarenziehen oder prügel geben.

Der jenige der am Morgen in die Käserei gehen musste, egal ob Winter oder Sommer, Regen oder Sturm, musste um 6H00' aufstehen und dann die Milchkannen auf ein Veloanhänger beladen und mit der Milch in das nächst gelegene Dorf gehen, ohne ein Fahrzeug von Hand ziehen oder stossen. Der Weg führte über Naturstrasse und Wald und dann noch Aspahlt, dauer ca. 20'. Einmal hatte ich auch dieses Amt auszuführen und dabei ist mir vor den Augen aller und dem Heimleiter ein Unglück geschehen. Ich blieb mit dem Rad an einem Wagenrad hängen vom Traktor. Die Milchkannen sind aus den Anhänger gefallen die Milch ausgelaufen. Der Heimleiter kam sofort auf mich zu und sagte: "kannst du eigentlich nicht aufpassen?" und schlug mit der Faust voll in meinen Magen. Es gab dann noch zusätzlich eine Strafe, wie die ausgefallen ist weiss ich nicht mehr (wahrscheinlich verdrängt, wie so vieles andere auch).

Der Lehrer hat auch gerne Strafaufgaben verteilt. Da musste man dann einen Satz entweder 100, 200 oder 500 mal Schreiben und das von einem Tag auf den anderen. Wer dies nicht schaffte, oder diese nicht schön geschrieben hatte, dem wurde es erhöht. Also das Maximum war 500mal. So wurde zum Teil während des Nachts geschrieben im Geheimen. Aber wehe wenn du erwischt wurdest, dann setzt es noch Prügel. Es war nicht nur der Heimleiter und der Lehrer der solche Strafen durchführte sondern auch ein Knecht, so auch Erzieher die da Mithalfen. Abends beim zu bettgehen durfte kein Spielzeug oder auch kein Kuscheltier im Bett sein, wenn die Aufsichtsperson einem erwischte wurden die Sachen weggenommen. Auch unter den Zöglingen herrschte oft das Faustrecht nebst dem sexuellen Missbrauch. Wohlverstanden ich erlebte keine direkten übergriffe von Schutzbefohlenen aber dafür von Mitschülern. Wenn jemand bei einer solchen Handlung mal erwischt wurde vom Lehrer oder vom Heimleiter hatte dies nichts zur Folge ausser einer Ermanhnung, dass man das nicht mehr sehen möchte. Bei den Lieblingen des Lehrers und des Heimleiters geschah überhaupt nichts. Ausgenommen dann, wenn einer mal erwischt wurde mit einem Mädchen. Dann wurde ihm mit Auschluss des Heimes gedroht. So wurden wir auch durch Mitzöglinge erpresst. Wenn man ein Packet erhielt mit Süssigkeiten musste man denen das Abgeben oder du bekammst Prügel.

Einmal, es war bei einer Heuernte, sagte unser Erzieher, dass ich nach Hause gehen kann. Ich lief mit den Grasrechen zum Waldrand um mein Leibchen zu holen. Da kam der Knecht mit dem Traktor und dem Ladewagen, den sie in der Zwischenzeit angeschafft hatten (1975), und brüllte ich solle herkommen. Da ich aber nach Hause durfte beeilte ich mich nicht sonderlich. Er brüllte noch einmal und sagte: "du sollst in einer Minute bei mit sein, sonst hole ich dich". Habe mien Tempo erhöt und war vor ablauf der Minute bei ihm. Er erhob sich und hob seinen Arm. Ich sah noch seine geballte Faust und bückt mich. Diese Faust landete mit voller Wucht auf dem Rücken zwischen den Schulterblättern, was zur Folge hatte, dass einen blauen Fleck gab. Am Samstag durften wir wieder einmal nach Hause gehen. Ich erzählte der Mutter davon. Das Resultat war folgendes: Am Sonntagabend als wir wieder einrückten war noch nichts zu bemerken. Am Montagabend wurde ich in das Fernsehzimmer gerufen. Zu meiner Überraschung befanden sich in diesem Zimmer Mutter, die Fürsorgerin, der Beistand, der Heimleiter und der Lehrer. Der ganze Vorfall wurde so abgetan, bei einem solchen Vorfall hätte ich ganz ruhig zuerst zu ihnen kommen können und nicht gerade alles zu Hause erzählen. Es wäre dir nichts geschehen. Somit war der ganze Fall erledigt für die. Kaum waren die fortgegangen, ging es erst recht los. Nun wurde mit anderen Mittel gegen mich angegangen. Keine Beachtung mehr, Strafaufgaben usw. usf.. Also es wurde mir gezeigt, dass ich eigentlich nicht mehr erwünscht war.

Sie haben eine Bauernfamilie angestellt, welche für die Kühe und Schweine zuständig war. Die hatten ein Sohn und eine Tochter. Die Tochter war einige Jahre jünger als ich. Wir hatten es gut zusammen. So hatten wir auch kleinere Spielchen nach dem Motto zeig mir deins ich zeige dir meins. Als wir einmal so zusammen beschäfigt waren und wir zum Wald gingen, muss uns einer gefolgt sein und der hat uns beim Heimleiter verraten. Was danach folgte war die Drohung, wenn das noch einmal vorkommt, dann musst du das Heim verlassen. Also durften wir uns nicht einmal mehr ansehen. Ein Mitschüler hat sich zu Hause ebenfalls über die Behandlungen beschwert. Als dies die Heimleitung erfahren hatte wurde er ebenfalls mit dem Bedroht, wenn noch einmal ein solcher Vorfall geschieht, dann werden wir Konsequenzen ziehen müssen.

Nun der Schulabschluss nahte und jeder Schulabgänger musste eine Lehrstelle haben. Ich wollte Koch lernen. Dies wurde mir sowohl vom Heimleiter, dem Lehrer, dem Beistand, der Fürsorgerin wie auch von der Mutter ausgeredet.

Ich war der einzige der keine Lehrstelle vorweisen konnte, aber dafür ein Zwischenjahr auf einem Bauernhof, damit ich dann ein landwirtschaftliches
Lehrjahr beginnen konnte. Mit mir waren insegesamt 7 Mitschüler die von diesem Heim entlassen wurden. Nach heutigem wissensstand sind von diesen 7 noch deren 4 am Leben, einer hat sich den goldenen Schuss gesetzt, zwei andere haben sich sonst das Lebengenommen, einer wurde von der Interpool gesucht, einer ist Vorbestraft wegen Nazipropoganda und sitzt heute in einem Gemeinderat für die Schweizer Demokraten, von einem weiss ich nicht was aus ihm geworden ist. Ich darf sagen, dass ich der einzige von diesen 7 bin, der eine Lehre absolviert hat und nicht vorbestraft ist.

Das Heim wurde damals in der 3. Generation geführt. Der Heimleiter aus meiner Zeit war bis Oktober 2000 als Heimleiter tätig, danach wurde er Pensioniert. Im Jahre 2000 wurde ein jüngeres Ehepaar angestellt. Im Jahr 2001 wurde eine Brandstiftung verübt. Einen Tag nach dieser Brandstiftung ist ein Bekennerschreiben aufgetaucht, welches auf Sexuellenmissbrauch und sonstigen Missbrauch hinwies. Dieses Bekennerschreiben veranlasste mich, an die Medien zu schreiben und aus meiner Sicht zu erzählen was damals so vorgefallen ist. Dies hatte dann zur Folge, dass sich noch mehr ehemalige Zöglinge und Erzieherinnen meldeten. Es musste eine Untersuchung durchgeführt werden. Wir wurden vom Untersuchungsrichter eingeladen Aussagen zu machen. Es konnte mit dieser Untersuchung nach gewiesen werden, dass während rund 40 Jahren die Heiminsassen dort an Gewalt, Missbrauch und Prügel ausgesetz waren, bis ins Jahr 2000. Nun kommt der Hammer: Es wurde gegen keinen dieser Personen ein Strafverfahren eröffnet, da diese zum Teil verjährt sind.

Mit den neuen Heimleiterpaar konnten meine Frau und ich Kontakt aufnehmen und uns vor Ort überzeugen, dass Reformen eingeführt wurden die auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen. Nach 5 Jahren müssen sie dieses Heim verlassen, weil es der Stiftungsrat so will. In diesem Stiftungsrat sitzen Behördenvertreter.


Anhand dieser Schilderung kann man in etwa erkennen, was alles für Verletzungen auftreten können die in die Erwachsenenwelt mitgenommen werden. Ich bin mir völlig im Klaren, dass es noch schlimmere Schicksale gibt die einem Kind widerfahren sind oder können und das auch in der heutigen Zeit.

Noch was, als ich ca. 25-jährig war, hielt es Mutter für nötig, folgendes vor meiner Ex-Freundin zu erzählen: "als ich damals im 7. Monat schwanger war, ging ich mit deinem Vater auf eine Motorradtour in der Hoffnung, dass ich dich verlieren würde". Knapp einen Monat später teilte sie mir alleine mit, dass im 9. Monat der Schwangerschaft eine Treppe heruntergefallen ist, in der Hoffnung, dass sie mich verlieren würde, es half auch das nichts.

Und vor ca. 15 Jahren teilte sie mir mit, dass sie die jenige ganz alleine war die mein Bruder und mich in dieses Heim steckte. Weil sie nicht zu uns sehen wollte oder konnte.

Dieses Heim ist aufgeschaltet im Internet mit der Adresse: www.schulheimried.ch
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Beitrag von fidelio777 06.05.11 11:35

Das Verfahren wurde eingestellt. Dem ehemaligen Heimleiter geschieht nichts und der Lehrer unterrichtet noch Heute als Heilpädagoge für Schwererziehbare Kinder.

Erfahren habe ich dies in einer Regionalzeitung.

Toll, dass Missbrauch der nachgewiesen werden konnten nicht bestraft wird.
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Beitrag von Wildrose 08.05.11 16:52

Na pfürt Gott - was dir da alles so widerfahren ist, ist ja der Hammer! Hoffe dein jetziges Leben verläuft etwas schöner!

Da ich als Adopdivkind (von der Mutter nach Geburt im Spital zurückgelassen) ziemlich lieblos aufgewachsen bin und nur zur Altersversorgung von viel zu alten Eltern aufgenommen wurde, habe ich in meiner eigenen Familie erst das Glücklichsein gelernt!
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Beitrag von fidelio777 09.05.11 16:17

Ja, das heutige Leben verläuft seit ca. 8 Jahren um einiges besser als damals. Klar gibt es immer wieder sachen die einem in den Sinn kommen und die einem zu denken geben. Ich konnte einen sehr grossen Teil verarbeiten mit Seelsorge. Es gibt immer noch Kleinigkeiten die einem im Alltag einholen. Gerade bei Kindern geschieht es oft, dass man in alte Muster zurückfällt.
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Beitrag von fidelio777 28.10.13 10:41

Am 4. August 2002 hat ein Mann ein Brand gelegt im Knabenheim auf der Grube, welches heute nun Schulheim Ried heisst.

Dieses Heim wurde im Jahre 2011 verkauft an die Buddhistische Glaubensgemeinschaft. Das Heim selbst bezog neue Räumlichkeiten in einem Quartier der Stadt Bern, in einem normalen Wohnblock. Es heisst, dass sie damit die Schüler in das heutige Leben integrieren wollen oder möchten.

Dann im Mai 2013 hat der Journalist Walter Lerch ein Buch herausgebracht mit dem Titel: Gruebe.

In diesem Buch wird die Vergangenheit des Knabenheim auf der Grube in Niederwangen beleuchtet.

Viele wollten mir vor einigen Jahren nicht glauben was sich dort alles abgespielt hat. Nun kommt ein Buch in dem eben dies alles bestätigt wird und alles beschrieben wird.

Es werden aber nicht nur negative Beispiele zitiert sondern auch positive Aspekte hervorgehoben. Dies nützt nur den damaligen Opfern nichts. Es wird auch die ganze Geschichte anhand von Jahresberichten und Protokollen ausgeleuchtet.

Tja und anlässlich der Buchvernisage hat die Presse doch noch einen ehemaligen Zögling gefunden der in der selben Zeit oben in diesem Heim war ich damals. Und auch er bestätigt die genau gleichen Aussagen von mehreren Ehemalige zöglingen.

Und dazu hat der heutige Heimleiter sogar eine Homepage aufgeschaltet in der man Jahresberichte und Fotos einsehen kann.

Zu diesem Thema gibt es dann noch die Homepage des Journalisten selbst.

Hier sind diese Links: http://www.aufdergrube.ch/
http://www.fredi-lerch.ch/index.php?id=130&tx_ttnews%5Btt_news%5D=292&cHash=549305f4fd4008b21350aaf2adf9bcad
http://www.jenk.ch/knabenheim-auf-der-grube-niederwangen/#comment-14030

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Beitrag von fidelio777 28.10.13 10:47

Und hier ist ein Bericht von einem ehemaligen Schüler der mit mir in diesem Heim war.

Aus dem harten Leben eines «Grube»-Buben

Von Fredi Lerch. Aktualisiert am 26.05.2013 11 Kommentare

Fast 200 Jahre lang galt die Institution hinter dem Könizberg bei der Erziehung «schwieriger» Buben als vorbildlich. Dann wurde publik, dass das Heim für viele ein Ort der Qual war. Josef Wingling hat es von 1968 bis 1977 erlebt.


Am 4. August 2002, einem Sonntag, brennt es im Knabenheim «Auf der Grube». Eine Gefahr für Leib und Leben besteht nicht: Zöglinge und Heimleitung sind in einem Ferienlager. Das Sitzungszimmer und die Passerelle zur Turnhalle werden zerstört, Eingangskorridor und Treppenhaus des Haupttrakts stark beschädigt. Auf den lokalen Medienredaktionen taucht ein anonymes Bekennerschreiben auf: «Ich habe heute Morgen um drei das Knabenheim ‹Auf der Grube› angezündet. Es sind dort schlimme Sachen passiert.»

In Bern sind viele ratlos: Wer das Heim je besucht hatte, konnte nur bestätigen: von der Bausubstanz bis zur Ordnung ums Haus alles picobello, der Umschwung vorbildlich gepflegt, die Buben wie aus dem Ei gepellt und ein über alle Zweifel erhabenes Heimelternpaar – bis 2000 die Bürgis und seither die Hofers. Und jetzt trotzdem dieser Brandanschlag.

Josef kommt in die Anstalt
Als Paul Bürgi, der Leiter des Knabenheims «Auf der Grube», im März 1968 mit seinem weissen Renault 4 zum Bahnhöfchen Niederwangen hinunterfährt, um den Neuen abzuholen, ist er kaum zwei Jahre im Amt. Er hat die Anstalt, die man unterdessen «Heim» nennt, 1966 von seinem Vater Johann übernommen. Ein Familienbetrieb, sozusagen. Den Knirps, den er dann in sein Auto lädt, heisst Josef Wingling und sagt heute: «Ich habe an jenem Tag nicht gewusst, worum es ging. Man wurde vor Tatsachen gestellt, die man nicht durchschaute. Ich habe immer nur heimgewollt.»

Daheim war er in Olten, und dort musste er früh weg. Seine Mutter, eine Österreicherin, «die im Zweiten Weltkrieg für Hitler in Munitionsfabriken hat arbeiten müssen», nahm ihren Erstgeborenen nicht an. «Es kam vor», sagt Wingling, «dass sie auf der Strasse zusammengebrochen ist und gerufen hat: ‹Der Bub ist schuld›, sie habe einen Herzinfarkt und sterbe. Gestorben ist sie schliesslich mit 86 an einem Lungenversagen.» Er ist zweijährig, als ihn sein Vater in ein Heim nach Sempach bringt, später kommt er ins «Gotthelf-Haus» nach Biberist und dann, mit sieben, «Auf die Grube».

In der ersten Zeit leidet der kleine Josef an Heimweh. Merkwürdig dünkt ihn, dass einige Buben das Leiterpaar mit «Vati» und «Mueti» anreden. Die Tage sind streng, Freizeit gibt es kaum: Vor der Schule muss man den Ämtliplan abarbeiten: «Überall herrschte militärische Ordnung, bei den dauernden Kontrollen wurden Staubspuren mit dem Finger gesucht.» Nach der Schule gehts je nach Jahreszeit aufs Feld zum Heuen, zum Ernten, in die Kartoffeln oder zum Holzen in den Wald. Gibts keine andere Arbeit, wird ums Haus das Kopfsteinpflaster gejätet.

In der Schule wird man mit Auswendiglernen geplagt: Gedichte, Lieder, die halbe Bibel, dazu Rollen fürs Weihnachtsspiel oder das Examensstück. «Das Examen im Frühling war jeweils Bürgis Anlass. Dazu lud er immer viele Leute ein, Sponsoren und solche, die es werden sollten. Er wusste, wie er uns vermarkten konnte.»

Strafregime auf der «Grube»
Der Attentäter vom August 2002 hat das Heim nicht wegen dieses Kasernenalltags angezündet. In seinem Bekennerschreiben spricht er vielmehr von massiven sexuellen Übergriffen und systematischen Prügeleien. Und offensichtlich ist was dran: Beim Fernsehen TeleBärn melden sich damals ehemalige Heiminsassen und Angestellte und schildern ein Regime, in dem körperliche Züchtigung zum pädagogischen Repertoire gehört. Am 9.August 2002 präzisiert die Berner Zeitung: «Die Vorwürfe richten sich aber nicht gegen die jetzige, sondern die ehemalige Heimleitung der Bürgis.»

Wingling erinnert sich an ein umfassendes Strafregime: Wer etwa einen Apfel auflas, weil er Hunger hatte, musste den «Kilometer» rennen – eine Strecke vom Heim bis zu einem Stein hinten im Hilfligwald – Angestellte kontrollierten, dass wirklich gerannt und nicht abgekürzt wurde. Zu den alltäglichen Körperstrafen gehörten Zerren an den Schläfenhaaren oder an den Ohren, Ohrfeigen und Hiebe in die Seite auf Leberhöhe. In der Schule wurde man in die Ecke oder vor die Tür gestellt und musste dann einen Satz x-mal untereinanderschreiben, wobei «reihele» einzelner Wörter verboten war – wer erwischt wurde, musste von vorn beginnen. Die Strafmasse bezeichnete man als «Hunderter», «Zweihunderter», «Fünfhunderter» oder «Tausender». Wer einen «Tausender» fasste, musste die Nacht durchschreiben, um bei Schulbeginn am andern Morgen mit der Strafaufgabe fertig zu sein.

Buben, die auf die Kurve gingen, wurden danach über Monate drangsaliert: Bei den regelmässig stattfindenden Appellen wurden ihnen jeweils all jene Arbeiten aufgebrummt, für die es keine Freiwilligen gab. Dazu wurden sie bei solchen Gelegenheiten regelmässig in einer Art blossgestellt, dass sie von den anderen Buben ausgelacht wurden. Wingling: «Dieses Lachen über andere war das Einzige, was ich auf der ‹Grube› gekannt habe.» Dafür schämt er sich heute. Dass sich die Buben gegen das Personal solidarisch verhielten, habe es nie gegeben: «Jeder war ein Einzelkämpfer. Jeder hatte Angst. Und gegen das Regime etwas auszurichten, war undenkbar.» So wuchsen die Buben in weitgehender Isolation und Abhängigkeit auf, traumatisiert von der dauernd drohenden Gewalt. Als es Josef im Winter 1970/1971 als Viertklässler gelingt, zur Sekundarschulprüfung nach Köniz zugelassen zu werden, zitiert ihn Bürgi und sagt, die Prüfung könne er schon machen, aber wenn er sie bestehe, müsse man dann überlegen, was werden solle, denn von der «Grube» her vier Jahre lang nach Köniz pendeln, das könne er nicht.

Der kleine Josef deutet den dunklen Satz als Drohung, dass er die «Grube» verlassen müsse, aber nicht nach Olten zurückkehren dürfe. «Ich wusste: Ich darf die Prüfung nicht bestehen. Darum habe ich extra Fehler gemacht und bin durchgefallen.» Dabei hat er einen cleveren Kopf: Als gelernter Schreiner betreibt er heute in Safenwil AG als Unternehmer eine Garage: Er hat sich autodidaktisch auf alte Porsches spezialisiert und führt als gefragter Automechaniker Totalrevisionen aus an teuren, alten Liebhaberobjekten.

Die amtliche Untersuchung
Der Brandstifter vom August 2002 ist nie gefasst worden. Mit seiner Tat löst er damals eine öffentliche Kontroverse aus, die auch vom zuständigen Regierungsrat der Gesundheits- und Fürsorgedirektion (GEF) Samuel Bhend ernst genommen wird. Er beauftragt damals den Alt-Oberrichter Ueli Hofer mit einer amtlichen Untersuchung der in den Medien öffentlich gewordenen Vorwürfe. Hofer liefert seinen 36-seitigen Bericht, der sich vor allem auf Zeugenbefragungen stützt, am 6.Februar 2003 ab. Bhend informiert die Öffentlichkeit am 4.März über die Hauptergebnisse. Die BZ titelt: «Quälerei: Aufsicht sah weg». Die positive Meldung: Der Vorwurf, «Auf der Grube» seien Buben von einem Teil des Personals sexuell missbraucht worden, hat sich nicht erhärtet.

Dieser bisher unveröffentlichte Hofer-Bericht liegt heute – bis auf die von der GEF weiterhin zurückgehaltenen Seiten 6 bis 16 – vor. Paul Bürgis Aussagen werden darin in indirekter Rede resümiert: «Ein Heim mit erziehungsschwierigen Kindern komme nicht ohne Strafen aus.» Körperstrafen seien auf der «Grube» aber verboten gewesen. Sei es doch «ab und zu» zu «Ohrfeigen» und einer «Strublete» gekommen, dann «im Affekt». Im Übrigen stellt Bürgi die Zeugen – zu denen Wingling damals nicht gehört hat – infrage: «Den Frust des unfreiwilligen Aufenthalts auf der ‹Grube› kompensieren nun die Ehemaligen mit Vorwürfen gegenüber dem Heim.» Immerhin habe er «bei gutem Verhalten Punkte» verteilt, und wer genügend Punkte gesammelt habe, habe «mit dem Erzieher baden gehen oder mit ihm am Sonntag ausreiten» dürfen.

Prügel mit dem Lineal
Einvernommen worden ist auch jener Lehrer, der auf der «Grube» ab 1972 tätig war und von verschiedenen Zeugen gleich lautend als «Sadist» geschildert wird. Gegenüber Alt-Oberrichter Hofer gibt er an, Körperstrafen angewendet zu haben – «das heisst Ohrfeigen oder an den Haaren nehmen» –, aber «seines Erachtens eher selten». Körperstrafen seien «das Resultat einer Überforderung oder auch grosser Provokationen seitens der Knaben gewesen». Im Übrigen: «Die ihm durch 11 Zeugen vorgeworfenen Gewaltanwendungen und die Angstherrschaft seien für ihn ein verzerrtes Bild. Er habe nicht das Horrorregime geführt, wie es zum Ausdruck komme.»

Josef Wingling hat diesen Lehrer kennen gelernt. Eine seiner Prügelstrafen schildert er so: Der Schüler habe seine Fingerkuppen zusammenpressen und gegen oben hinstrecken müssen. Der Lehrer habe mit einem buchenen Lineal, «quadratisch, Zentimeter auf Zentimeter», zugeschlagen, «und zwar so, dass das Lineal zerbrochen ist». Habe der Schüler versucht, durch Öffnen der Hand den Schlag abzudämpfen oder die Hand wegzuziehen, habe der Lehrer so lange weitergeschlagen, bis er nach Wunsch getroffen habe.

Nach Winglings Schulaustritt 1977 ist dieser Lehrer als Bürgis Stellvertreter noch zwanzig weitere Jahre in Amt und Würden geblieben. 1997 hat ihn dann der endlich hellhörig gewordene Stiftungsrat des Heims vor die Alternative gestellt, sich entweder einer Psychotherapie zu unterziehen oder zu gehen. Er ist gegangen und lebt heute als unbescholtener Bürger in der Region Bern.

Alt-Gerichtspräsident Ueli Hofer resümiert aufgrund seiner Befragungen, 15 Zeugen hätten angegeben, auf der «Grube» körperlich bestraft worden zu sein: «Es sollen auch Gegenstände wie Stöcke, Teppichklopfer, Seile und Lineale et cetera verwendet worden sein»: «Herr Bürgi ist als Heimleiter verantwortlich dafür, dass auf der Grube während Jahrzehnten von den meisten Angestellten körperlich bestraft worden ist. Dies erscheint umso gravierender, als er selbst auch Körperstrafen anwandte. Der Stiftungsrat hat in den Belangen des Kinderschutzes keine Aufsicht ausgeübt, die diesen Namen verdienen würde.» Die GEF selber auch nicht. Inwieweit andere Aufsichtsorgane ihrer Sorgfaltspflicht nachgekommen sind, war nicht Bestandteil von Hofers Auftrag. Strafrechtliche Konsequenzen hatte sein amtlicher Bericht keine. Sogar wenn das alles so stimmt: Ist es wirklich nötig, es hier noch einmal auszubreiten? Ist nicht trotzdem wahr, dass auf der «Grube» vieles getan worden ist, hungrigen, «schwierigen» Buben eine Türe ins Leben zu öffnen?

Das ist tatsächlich wahr und wird im neuen Buch «Gruebe» (siehe Infobox) gewürdigt. Aber wahr ist auch, dass die «Grube»-Leitung nach 1968 sämtliche fachlichen Reformimpulse ignorierte und sich noch dann weigerte, neuzeitlich ausgebildetes, qualifiziertes Personal anzustellen, als das Bundesamt für Justiz 1990 deswegen die Subventionen strich.

Die verschwundenen Quellen
Und noch etwas ist wahr: Auf der «Grube» gab es neben den Heimeltern immer auch eine strategische Leitung, die zuerst «Comité», später «Komitee» und seit 1966 «Stiftungsrat» hiess. Diese Leitung tagte regelmässig und führte Protokoll. Die Protokollbände seit 1825 liegen, in Leder gebunden, im Staatsarchiv Bern, der letzte stattliche Band betrifft die Jahre 1999/2000. Allerdings fehlen zwischen 1950 und 2000 die Jahrgänge 1954 bis 1980, 1983 bis 1988, 1992 bis 1993 und 1995 bis 1998. Josef Winglings Zeit zum Beispiel ist spurlos getilgt. Nachforschungen (unter anderen bei Paul Bürgi) haben keinen Hinweis auf den Verbleib dieser Bände gebracht.

(Berner Zeitung)

Erstellt: 26.05.2013, 14:01 Uhr

Geschichte einer Anstalt

1825 war die Gründung der Anstalt «Auf der Grube» eine soziale Tat in christlich-pietistischem Geist. Damals ging es für Kinder – nicht nur im Bernbiet – oft ums nackte Überleben: um Kost, Logis und Kleider. Es waren Gesten des sozialen Ausgleichs, dass die «Grube» bis weit ins 20.Jahrhundert hinein kontinuierlich auch von vielen Bernburger Familien unterstützt worden ist. Das «Grube»-Areal war bis 1825 ein Sommersitz der Familie von Tavel.

Zuerst nahm die Institution völlig verarmte Buben auf, später «verwahrloste», «schwer erziehbare» und «sozial auffällige». Immer aber waren es Buben, die man anderswo nicht haben wollte oder konnte. Zwischen 1825 und 2012 hat es um die tausend «Grube-Buben» gegeben. Keiner hat die Institution verlassen, ohne fürs Leben gezeichnet worden zu sein. Viele Ehemalige haben später als bestandene Berufsleute mit Familie ein angepasstes Leben geführt. Viele andere aber brachten ihr späteres Leben als «Kranke», «Kriminelle» oder «administrativ Versorgte» zu – in Arbeitsanstalten, psychiatrischen Kliniken oder Gefängnissen.

Die Geschichte der Institution «Auf der Grube» ist kein Einzelfall. Die Website www.kinderheime-schweiz.ch des Historikers Thomas Huonker führt eine nicht abgeschlossene «Liste mit Kinderheimen». Im Moment sind dort über 130 Namen verzeichnet.
Rechtsnachfolgerin des Erziehungsheims «Auf der Grube» ist die Stiftung Schulheim Ried, die tiefgreifende Reformen eingeleitet hat. Das Anstaltsareal «Auf der Grube» wurde 2012 verkauft. Das Schulheim Ried besteht heute aus einem Schulgebäude in Niederwangen und vier dezentralen Wohngruppen in Bümpliz, Bern und Gümligen. Auf den 1.Januar 2013 hat die Stiftung fusioniert mit der Stiftung Familien-Support Bern-Brünnen. Gemeinsam will man belastete Familien und deren Kinder stützen.
Neues Buch

Als Abschluss der 187-jährigen «Grube»-Geschichte veröffentlicht die Stiftung Schulheim Ried in diesen Tagen ein reich illustriertes Buch. Im Vorwort heisst es: «Der jetzige Stiftungsrat entschuldigt sich an dieser Stelle ausdrücklich für erlittenes und ertragenes Unrecht.» Als kleines Zeichen wird es jedem ehemaligen «Grube-Buben» geschenkt, zu dem ein Kontakt gelingt.

Das Buch beginnt mit einer historischen Skizze (Fredi Lerch), die auch die Periode abdeckt, die Josef Wingling erlebt hat. Dann folgen eine Reportage über das Leben im heutigen Schulheim Ried (Patrick Maillard), zwei literarische Annäherungen an das Leben auf der «Grube» (Marina Bolzli und Gerhard Meister) und ein Essay des Sozialwissenschaftlers Wolfgang Hinte: Er setzt der Anstaltserziehung das Konzept der Sozialraumorientierung entgegen und öffnet so eine Perspektive auf die Heim- und Sozialpädagogik des 21.Jahrhunderts.

Buch: Stiftung Schulheim Ried (Hrsg.): Gruebe, Edition Eigenart, Bern 2013, 159 Seiten, 36 Franken.
Buchvernissage: nächsten Freitag, 31.Mai 2013, 17 Uhr, Alte Grube, Landguet Ried, Niederwangen (Anmeldung: www.aufdergrube.ch).
Website: Ab 31.Mai 2013 sind unter www.aufdergrube.ch Dokumente zur Geschichte der Anstalt – insbesondere alle erhaltenen Jahresberichte seit 1825 – einsehbar.


http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Aus-dem-harten-Leben-eines-GrubeBuben/story/15397281
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