Wien Wahl : Strache Interview

FPÖ-Chef Strache im derStandard.at-Chat über Prinz Eugen, gefährliche Radwege, Zwangsentzug für Drogenkranke und die Freiheit der Kunst
Heinz-Christian Strache will gerne eine eigene Landeshymne für Wien, eine Quote für österreichische Lieder im Radio - und den "provokativen kommunistischen Stern vom Volkstheater entfernen". Abgesehen von diesen kulturpolitischen Vorstellungen beantwortete der FPÖ-Chef und Spitzenkandidat im derStandard.at-Chat Fragen zur Verkehrspolitik, zur Steuerreform, zur Eingetragenen Partnerschaft und zur kostenlosen Kinderbetreuung.

Ole
Falls Sie Bürgermeister werden sollten, würden Sie die Nacht-U-Bahn wieder einstelllen?
Heinz-Christian Strache
Nein würde ich nicht wieder einstellen. Diese Umsetzung ist sinnvoll und hilft vor allen auch den jungen Menschen am Wochenende.

ModeratorIn
Eine Userfrage per Email: In vielen themen, zb was öffis, garagen, kinderbetreuungsplätze angeht sind sie voll auf linie der grünen. Können sich sich eine koalition vorstellen in der auch die grünen dabei sind?
Heinz-Christian Strache
Ich grenze prinzipiell keine demokratisch gewählte Partei aus, jedoch haben die Grünen so eine denkmögliche Variante bereits kategorisch ausgeschlossen. Wobei die Idee der kostenlosen Kindergärten für Staatsbürger seit dem Jahr 1993 eine freiheitliche Forderung war und bis vor kurzem sowohl von SPÖ als auch den Grünen abgelehnt wurde.

Tintifax2000
Sie sprechen ja die serbischen Minderheit in Österreich besonders an - was können Sie dieser bieten? - Würden Sie als Bürgermeister diese gegenüber "anderen" Ausländen bevorzugen ?
Heinz-Christian Strache
Ich spreche alle anständigen Menschen in Österreich an welche sich an unsere Gesetze halten, fleißig arbeiten und Steuern zahlen, unsere Lebenssitten und Gebräuche respektieren, einen wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft leisten, sich in Folge auch zu ihrer neuen Heimat bekennen und islamistische Fehlentwicklungen in unserer Gesellschaft ablehnen. Das bedeutet dass uns heute neben den sog. Österreichern auch Neoösterreicher mit serbischen, mit kroatischen, mit polnischen,... Wurzeln unterstützen, genauso wie christliche Orientalen welche zu uns geflohen sind, genauso auch westlich-laizistische Türken uns unterstützen. Ich unterscheide nicht die Herkunft, sondern mir ist es wichtig zwischen anständigen und unanständigen Menschen zu unterscheiden und natürlich will ich nicht, dass wir zu einer Minderheit in der eigenen Heimat werden.

ModeratorIn
Eine Frage über Twitter: Ihr Facebookmotto ist: "Ich lebe lieber in einer gefährlichen Freiheit, als in ruhiger Knechtschaft!" Was bitte ist an ihrem Leben gefährlich?
Heinz-Christian Strache
Ich werde permanent vom Establishment bekämpft, diffamiert. Erlebe auch konkrete gewalttätige Bedrohungen bis hin zu Morddrohungen, weil ich manchen Mächtigen in diesem Land im Weg stehe. Dies kann mich jedoch nicht beeindrucken, denn ich bleibe mir und dem obigen Spruch treu.

Daniel Zehetner
Sie kritisieren in großflächigen Anzeigen das Einkommen von SPÖ-Politikern und stellen diese als abgehoben dar. Wieviel verdienen Sie im Monat und wieviel geben Sie davon an karikative Organisationen?
Heinz-Christian Strache
Ich kritisiere Werner Faymann nicht für sein Einkommen, sondern für seine fadenscheinige Äußerung, dass er sich als nicht vermögend und auch nicht reich empfindet, obwohl er in seiner Zeit als Stadtrat und Kanzler mit seiner Gattin gemeinsam, welche auch SPÖ-Abgeordnete ist, über 3. Mio. Euro brutto verdient hat. Ich verdiene netto im Monat 5.700 Euro. Ja ich spende immer wieder an karitative Organisationen, zuletzt habe ich der Witwe von Edip Sekowitsch welcher ermordet wurde 5.000 Euro Hilfe möglich gemacht. Habe einer Frau Schuster, welche von den Wiener Spitälern verpfuscht wurde, eine großzügige Hilfe zukommen lassen und auch die Prozesse gegen die Stadt Wien finanziert, wo wir gewonnen haben und Frau Schuster endlich die ihr zustehenden hunderttausenden Euros aufgrund ihrer heutigen Behinderung aufgrund von Ärztefehlern als Entschädigung erhalten hat. Zur Zeit habe ich auch über 20 Kinder aus einem Waisenheim einen 2-wöchigen Aufenthalt in St. Jakob in Osttirol möglich gemacht.

EricTheRed
Wie würden Sie als Bürgermeister das Kulturangebot in Wien verändern?
Heinz-Christian Strache
Als Kulturstadträtin würde ich die renomierte Frau Mag. Heidemarie Unterreiner einsetzen. Ich würde in Wien dafür Sorge tragen, dass wir als letztes Bundesland in Österreich auch eine eigene Landeshymne erhalten und auch vermehrt die österreichischen Künstler und Interpreten gefördert werden, so auch in den öffentlichen Radiosendern dafür Sorge tragen, dass österreichische Musikinterpreten mit bis zu 50% der gesendeten Musikstücke auch vorkommen müssen und damit gefördert werden. Ich würde den Ausbau qualitätsvoller Theaterstücke am Burg- und Volkstheater forcieren und die politische Vereinnahmung die heute stattfindet zurückdrängen. Auch würde ich den provokativen kommunistischen Stern vom Volkstheater entfernen, weil dieser nicht für Freiheit und Demokratie steht, sondern für ein menschenverachtendes kommunistisches System. Ich würde das Wiener Liedgut in den Schulen auch wieder den Kindern näher bringen und populär machen.

ModeratorIn
Eine Userfrage per Email: Auf ihren Plakaten schimpfen sie gegen die roten Abkassierer. Aus welcher Partei stammen Grasser, Meischberger, Haider, Graf ?
Heinz-Christian Strache
Herr Meischberger wurde 1999 aus der FPÖ ausgeschlossen. Herr Grasser kandidierte 2002 für die ÖVP und wurde als Nachfolger von Schüssel aufgebaut. Und Herr Haider, aber auch Herr Graf waren immer rechtschaffene Bürger, welche sich auch bis heute nachweislich nichts zu Schulden kommen haben lassen.

Christoph D
Herr Strache, warum sind sie als messias der kleinen leute eigentlich gegen eine vermögenssteuer?
Heinz-Christian Strache
Ich bin nicht grundsätzlich gegen eine Vermögenssteuer. Wir haben nur heute eine der höchsten Steuerbelastungen der 2. Republik und es haben endlich die Verursacher der heutigen Bankenkrise, nämlich die Spekulanten und Bankmanager, zur Kasse gebeten zu werden. Diese werden jedoch von SPÖ und ÖVP geschützt und man wirft jenen Banken welche Milliarden von Euro verspekuliert haben Milliarden unserer Steuergelder nach. Wir haben diese unverantwortliche Politik einzustellen. Die SPÖ hat auch gemeinsam mit der ÖVP den Eingangssteuersatz für die Superreichen in den Stiftungen halbiert, gegen die Stimmen der FPÖ. Wir wollen endlich bei den Ausgaben in der Verwaltung sparen, Steuern für Arbeitnehmer, Angestellte und KMU-Betriebe senken, damit der Wirtschaftsmotor und der Kosnum angeworfen wird und wir die Massenarbeitslosigkeit zurückdrängen können. Ich will keine Eigentumssteuer wie die SPÖ, welche eben auch Menschen treffen würde, welche sich 30 Jahre mittels Kredite eine bescheidene Eigentumswohnung gekauft hat.

ModeratorIn
Eine Userfrage per Email: Würden Sie persönlich ein „Blood&Honour“ T-Shirt tragen (Blood and Honour ist ein rechtsextremes Netzwerk, nur zur Info) bzw wie würden Sie reagieren wenn einer ihrer Wahlhelfer/Mitarbeiter eines trägt?
Heinz-Christian Strache
Ich kenne das nicht und habe daher auch kein Verlangen so etwas zu tragen.

Schreck
Herr Strache, sehen Sie sich in einer historischen Linie mit Prinz Eugen?
Heinz-Christian Strache
Nein, jedoch ist es gut, dass Wien solche Ausnahmepersönlichkeiten, ja man kann auch von einem Helden sprechen, hatte.

stahlstadtkind
Was halten Sie vom derzeitigen Gesetz für Eingetragene Partnerschaften? Halten Sie diese Gleichstellung für weitgehend genug?
Heinz-Christian Strache
Sexualität ist Privatsache. Ich will jene Beziehungsformen fördern, woraus Kinder entstehen und daher die Förderung auf Kinder beziehen und nicht auf Sexualität. Jede Partnerschaft sollte jedoch selbstverständlich auch Rechte für beide Partner beinhalten, wonach man den Partner im Spital besuchen können muss, oder auch nach dem Ableben des Partners die Wohn- und Mietrechte übernehmen kann... Die Form der Ehe soll jedoch für Frau und Mann vorbehalten bleiben.

/me
Was würde die FPÖ für die Radfahrer in Wien (besser) machen? Oder ist die FPÖ eine Autofahrerpartei?
Heinz-Christian Strache
Es ist teilweise unverantwortlich, dass heute gefährliche Radwege gegen die Einbahn möglich gemacht worden sind. Was einerseits Radfahrer gefährdet aber auch Fußgänger. Es braucht daher geeignetere Radwege in Wien und auch der Autoverkehr hat flüssiger gestaltet zu werden, nicht im Sinne des heutigen Stop and go, welches absolut umweltschädlich ist. Wir wollen ein kostenloses Parkpickerl für Wien mit einer einmaligen Bearbeitungsgebühr, wo auch jeder Wiener in ganz Wien parken kann. Wir wollen den zügigen Ausbau der U-Bahn bis Auhof (U4), Dornbach/Neuwaldegg (U5), Oberlaa (U1), Kaiserebersdorf (U3) sowie nach Stammersdorf (U6). P.s.: Es soll in Zukunft keine gemischten Fuß- und Radwege mehr geben um die Sicherheit auszubauen.

ModeratorIn
Eine Userfrage per Email: Herr Strache, zeugt das nicht von Größenwahn dass Sie eine Büste von sich selbst anfertigen lassen? Ganz ehrlich, würden sie sich nicht irrsinnig lustig machen, wenn Häupl, Marek oder Vassilakou das täten?
Heinz-Christian Strache
Ich habe keine Büste von mir anfertigen lassen, sondern ein sehr renomierter Künstler fertigt eine Büste von mir an, welche mir geschenkt werden soll. Ich fühle mich über so ein großzügiges Geschenk natürlich sehr geehrt, da dies einem nicht alle Tage passiert. Ich selbst habe keinen Auftrag dazu erteilt.

ModeratorIn
Eine Userfrage per Email: In ihrem wahlprogramm steht sie sind für Verpflichtenden Zwangsentzug für Drogenkranke. In welcher Einrichtung? Wer soll das zahlen? Und: Wie zwingt man die dazu?
Heinz-Christian Strache
In den skandinavischen Ländern gibt es sehr erfolgreiche Entzugseinrichtungen. In unserem System wird heute sehr viel Geld in die reine Verwaltung und Betreuung von Drogenkranken investiert, welche zum Teil durch teures Methadon noch abhängiger gemacht werden, anstatt eine nachhaltige Heilung und Gesundung des Patienten zum Ziel zu haben. Unsere Entzugseinrichtungen basieren einerseits auf freiwilliger Basis, andererseits gibt es viel zu wenige Plätze und bei einer kleinen Verfehlung werden die Drogenkranken wieder auf die Straße gesetzt. Das kostet nur Geld und ist unsinnig. Wir brauchen daher ausreichend Therapieplätze und ein drogenkranker Mensch der sich nicht mehr selbstbestimmt im Griff hat dem muss mit einer Zwangsentzugseinrichtung nachhaltig geholfen werden. Ich selbst komme aus der Antidrogenpolitik, habe über 5 Personen auf Drogenentzug begleitet und kenne daher das dramatische Versagen unseres heutigen Systems sehr gut. Das will ich zum besseren wenden.

th2o
Vor wenigen Jahren wurden sie in Wien noch mit ihrer Familie plakatiert. Der anständige Familienmensch Strache, ist mittlerweile der coole, rechtschaffende Rapstar. Sind sie authentisch ?
Heinz-Christian Strache
Ich habe mich nie mit meiner Familie plakatieren lassen, denn so etwas würde ich nie tun. Ich bin stolz auf meine beiden Kinder und freue mich über jede freie Minute die ich mit ihnen verbringen kann. Wenn ich die Freiheit der Kunst nicht nur politisch andersdenkenden überlasse und damit in einem Rap die Probleme unserer Zeit anspreche, durchaus auch humoristisch, dann kann ich nicht verstehen, was das mit meiner Familie zu tun haben soll. Jeder der mich persönlich kennt weiß, dass ich so bin wie ich bin.

OORE
Herr Strache, angenommen sie sind nach der Wahl neuer Bügermeister der Stadt Wien - wie würden sie mit Gebäuden/Freiräumen/Autonomen Zentren wie dem EKH, der Pankahyttn, den Wagenplätzen umgehen?
Heinz-Christian Strache
Sie können mit Sicherheit davon ausgehen, dass illegale und rechtswidrige Hausbesetzungen nicht geduldet werden, Räumungen stattfinden werden und im Falle von gewalttätigen Handlungen diverser Autonomer diese auch strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehen sind. Jedoch will ich für die über 5.000 Obdachlosen in Wien ein sozial verantwortliches Wiedereinstiegsprogramm in unsere Gesellschaft umsetzen. Es ist eine Schande, dass die SPÖ in Wien die Obdachlosen links liegen lässt.

ModeratorIn
Eine Frage über Twitter: Zum Asterix-Vergleich: Wären Comics über Auschwitz auch nur überzeichnete Satire und daher erlaubt und Kritiker nur humorlos?
Heinz-Christian Strache
Dieser Vergleich ist völlig absurd, leider gibt es sogar abzulehnende Comics über Auschwitz. Das Comic "Sagen aus Wien" ist ein sehr gelungenes Comedy, mit lustigen Karikaturen und Geschichten aus der Wiener Vergangenheit. Häupl und HC werden in einer Zeitreise in diese Vergangenheit zurückgeschickt um zu sehen wie sich beide damals vielleicht verhalten hätten. Zum einen treffen wir Prinz Eugen, zum anderen auf den türkischen Belagerer Kara Mustafa (1683), welcher damals Wien in der Realität sehr grausam einnehmen wollte. Es zeigt auf wie die Wiener sich damals gewehrt haben und sich auch befreien konnten, dank der Hilfe Sobieskis. Es wird der Wiener Dialekt bemüht, es werden Wiener Wappen und Denkmäler und Holzstiche aus dieser Zeit in Erinnerung gerufen. Ein kleiner Wiener Bub (quasi ein kleiner David) hilft mit gegen den Heerführer Kara Mustafa (der große Goliath) und verpasst diesem ein blaues Auge. Hui und da treten die spaßbefreiten und humorlosen Grünen auf den Plan und reden von "Hetze".

Dragshi
Wie stehen Sie zur Videoüberwachung?
Heinz-Christian Strache
Videoüberwachungen sind in manchen Bereichen sehr sinnvoll um präventiv Verbrechen zu verhindern, bzw. solche in Folge auklären zu können.
http://derstandard.at/1285199533831/Ich-wuerde-den-Kindern-in-den-Schulen-Wiener-Liedgut-naeher-bringen